Technologie für die Menschen

Fluch oder Gabe: Wann Technik wirklich hilft

Du hast ein technisches Problem. Nichts Wildes. Nur eine kurze Frage. Also klickst du brav auf „Kontaktieren Sie uns“.

 Dann geht’s los: Ein Chatbot begrüßt dich freundlich, fragt nach deinem Anliegen – und versteht nur Bahnhof. Du probierst es mit „Fehlermeldung beim Login“. Der Bot antwortet: „Dazu habe ich leider keine Informationen. Möchten Sie einen Artikel in der Wissensdatenbank lesen?“ Du atmest tief durch. Versuchst es nochmal. Du schreibst einfacher. Ganz simpel. Ohne Nebensätze. 

Fünf Minuten später bist du frustriert, hast nichts erreicht – und rufst doch an. Das Callcenter? Hat inzwischen Personal abgebaut – wegen des Chatbots. Also hängst du ewig in der Warteschleife. 

Das Fazit? Kein echter Effizienzgewinn. Dafür schlechterer Service und ein Nutzer, der sich denkt: Warum eigentlich neue Technologie nutzen, wenn es davor besser und schneller war? Technologie sollte Dinge leichter machen – aber oft macht sie sie nur… anders.

Zwei Schritte vor - oder drei zurück?

Genau da setzt Daron Acemoglu an. Der MIT-Ökonom beschäftigt sich mit den großen Fragen rund um technologischen Wandel, Produktivität und Machtverhältnisse. 

In seinem Buch „Macht und Fortschritt“ zeigt er, warum nicht jede technische Neuerung automatisch ein Fortschritt ist – und warum es sich lohnt, bei Digitalisierung mehr als nur Schlagworte zu prüfen. 

Acemoglu unterscheidet zwei Arten von Technologien

Ein Beispiel aus der Praxis

Selbstbedienungskassen im Supermarkt

Sie sollen den Einkauf beschleunigen, führen aber häufig zu längeren Wartezeiten, weil Kund*innen mit der Bedienung nicht vertraut sind – und genau das Personal fehlt, das eigentlich helfen sollte. 

Es werden also Jobs reduziert, ohne dass es zu echter Produktivitätssteigerung oder besseren Arbeitsbedingungen kommt. 

Und auch Scannen ist keine Digitalisierung, die per se das Leben leichter macht. Jetzt ist das Papier zwar im Computer – aber noch immer nicht in einer Form, die mehr Möglichkeiten oder Informationen bietet als vorher.  

Trotzdem meinen viele Unternehmen, sie digitalisieren, weil sie ihre Unterlagen einscannen. Ein handschriftliches Protokoll wird als PDF abgelegt. Das war’s. 
Keine Suchfunktion, keine automatische Auswertung, keine Integration ins System. 

Der ursprüngliche Arbeitsaufwand bleibt nicht nur – er wird sogar größer. Und der Nutzen? Kaum messbar. 

„gute Technologie“

steigert Produktivität & Löhne

„so-la-la Technologie“

bringt kaum mehr Produktivität & kostet Arbeitsplätze

Baust du schon, oder tippst du noch?

Der Spezialtiefbau und der Tunnelbau sind keine Fließbandjobs. Hier treffen Hightech und Hardskills aufeinander, komplexe Geologie auf menschliche Erfahrung. Jede Baustelle ist anders und niemand weiß, welche Überraschungen im Untergrund warten. Kein System der Welt erkennt den Unterschied zwischen „läuft wie geplant“ und „da kommt was auf uns zu“ so schnell wie jemand, der das schon hundertmal gesehen hat. 

Aber: Die Anforderungen steigen. Die Projekte werden größer, komplexer, schneller. Die Nachweispflichten schärfer. Und die Budgets… naja, nicht unbedingt. 

Was also tun? 

Was also tun? 

Echte Digitalisierung heißt Menschen die Möglichkeit geben, ihre eigentlichen Stärken besser einzusetzen.

Und nicht: Menschen raus, Maschinen rein. 

Sie bedeutet: das, was funktioniert, unterstützen – und das, was heute noch nervt, verbessern. 

Und genau da trennt sich laut Acemoglu die gute von der „so-la-la“-Technologie: 

Gut ist, was Menschen hilft, ihre Arbeit besser zu machen. 
So-la-la ist, was nur Aufwand verlagert – von der Baustelle ins Büro, vom Kopf in die Cloud. 

Negativbeispiele?

Was die Branche wirklich braucht…

… ist keine weitere Klickorgie, sondern echte Unterstützung. 
Kein Tool mit mehr Funktionen – sondern eines mit mehr Verstand. 

Unser Anspruch: Technologie, mit Fokus auf das, was wirklich wichtig ist. Damit wollen wir den Menschen auf der Baustelle die Arbeit zurückzugeben, wegen der sie sich ursprünglich für ihren Beruf entschieden haben: 
Bauen. Gestalten. Entscheiden. 
Und nicht: stundenlang Zahlen abtippen, Protokolle suchen oder Dokumentationen nachpflegen. 

Für Bauleiter*innen, die nicht nachträglich klären wollen, was warum schiefgelaufen ist – sondern es gar nicht so weit kommen lassen wollen. Für Projekte, bei denen ein Fehler nicht nur Zeit, sondern Vertrauen kostet. 

Weil kein Mensch auf diese Welt gekommen ist, um die Dokumentation zu pflegen.

Denn ganz ehrlich: 
Ich brauch keine Technologie, die mir den Kuchen wegisst. 
Aber eine, die meine Schmutzwäsche automatisch sauber, trocken, gebügelt und ordentlich gefaltet zurückbringt – die würde ich sofort nehmen. 
Weil sie nicht ersetzt, was mir Freude macht – sondern das übernimmt, was mich aufhält. 

Genau das ist gute Digitalisierung. 

Bild: Acemoglu in 2016, en.wikipedia.org